Zeit für frischen Wind!
Das Thema hat eigentlich nur indirekt etwas mit Energieberatung zu tun, aber es ist mindestens genauso wichtig wie das richtige Heizen (siehe separater Artikel hier ). Beim Lüften geht es neben der Reduzierung der Wärmeverluste vor allem auch um den Schutz der Gebäudesubstanz.
Warum muss ich überhaupt meine Wohnräume lüften?
Durch Anwesenheit und Nutzung produziert der Mensch Feuchtigkeit. Die offensichtlichsten Vorgänge dafür sind das tägliche Duschen und Kochen, aber auch durch die Atmung. Pro Bewohner und Tag sind das durchschnittlich zwischen 3 und 4 Liter Wasser. Und auch Pflanzen geben eine gewisse Menge an Wasser ab. All das muss von der Raumluft aufgenommen werden.
Dabei gilt:
Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Bei einer Temperatur von 10°C liegt die Aufnahmekapazität bei etwa 10 g/m³, bei 22°C schon bei etwa 22 g/m³.
Alles, was darüber hinaus geht, kondensiert an den kältesten Stellen des Raums – also an kalten Fenstern, oder im schlechteren Fall an Wärmebrücken im Wandgefüge. Passiert dies über einen längeren Zeitraum, so wird das Bauteil durchfeuchtet und es bildet sich Schimmel.
Fehler Nr. 1: Zuwenig lüften
Bedingt durch Abwesenheit tagsüber kommt es häufig vor, dass nur einmal pro Tag gelüftet wird. Meist passiert das am frühen Morgen kurz nach dem Aufstehen und bevor die Bewohner das Haus verlassen. Das ist jedoch nicht ausreichend, um die anfallende Feuchtigkeit abzuführen, da sich der Prozess der Feuchteproduktion, wie oben beschrieben, über den ganzen Tag verteilt. Hinzu kommt, dass die Feuchtigkeit, die z.B. beim Duschen entsteht, auch von umliegenden Textilien (Handtücher, Kleidung, Vorhänge, etc.) aufgenommen wird und erst über einen längeren Zeitraum wieder abgegeben wird. Ein einmaliges und kurzzeitiges Öffnen der Fenster bringt aus diesem Grund nicht den gewünschten Effekt.
Auch das Lüften über ein einzelnes Fenster funktioniert nicht, weil dadurch der Austausch der feuchten Luft um ein Vielfaches länger dauert als zum Beispiel beim Querlüften über zwei oder mehr Fenster, die sich im besten Fall in verschiedenen Räumen befinden.
Fehler Nr. 2: Kipplüften
Oft kommt an dieser Stelle dann die Aussage „Ich habe mehrere Fenster dauerhaft gekippt. Dadurch sind die Räume immer ausreichend gelüftet“. Doch das ist leider ein Irrglaube, der im schlimmsten Fall sogar teuer werden kann!
Zum einen reicht die schmale Öffnung um die Fenster herum nicht aus, um eine adäquate Luftmenge einströmen zu lassen, und zum anderen kühlt bei dauerhaft gekipptem Fenster das umlaufende Mauerwerk aus, was dazu führen kann, dass sich an diesem kalten Teil Kondensat bildet und Schimmel entsteht (wie oben bereits beschrieben).
Kurzer Hinweis zwischendurch:
Zur Vermeidung von Schimmel sollte die Oberflächentemperatur an der Innenseite der Wand immer über 14°C liegen. Um dies sicherzustellen, ist eine Außendämmung ein gutes Mittel. Auf dieses Thema werde ich aber demnächst in einem separaten Artikel näher eingehen.
Woran merke ich, dass ich falsch lüfte?
Das erste Anzeichen dafür ist die Bildung von Tauwasser an Fensterscheiben, da diese in der Regel das kälteste Bauteil im Raum sind. Dies zeigt, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und sollte auf keinen Fall ignoriert werden. Meist tritt dies zuerst an den Fenstern im Schlafzimmer auf, da hier in der Nacht durch Atmung und Schwitzen viel Feuchtigkeit produziert wird.
Wichtig: Dieses Tauwasser sofort mit einem Tuch abwischen, um eine langfristige Durchfeuchtung am Fenster zu vermeiden.
Aber auch der Körper registriert durch seine Sinneswahrnehmung eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Es ist zwar eher subjektiv, aber wenn die Luft warm-feucht ist, kann man das spüren, indem man schneller schwitzt und die Luft sich beim Atmen „schwer“ anfühlt. Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben, aber ich denke, es weiß jeder, was gemeint ist.
Nicht zuletzt hilft auch das Aufstellen eines Hygrometers, um die Luftfeuchtigkeit zu messen. Bei einer Raumtemperatur von 20°C sollte die relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60% liegen. Dieser Bereich wird im Allgemeinen von den meisten Menschen als behaglich empfunden. Hygrometer gibt es bereits für ein paar Euro online oder im Baumarkt zu kaufen.
So geht’s richtig!
Im Idealfall lüftet man drei- bis fünfmal pro Tag mit dem sogenannten „Stoßlüften“:
Möglichst alle Fenster vollständig öffnen für eine Dauer von fünf Minuten. Dadurch wird eine Querlüftung durch alle Räume gewährleistet, aber durch die kurze Öffnungsdauer geht relativ wenig Wärme verloren und die Wände kühlen nicht aus.
Aber Vorsicht: Auch bei dieser Methode ist zu beachten, dass es nur dann zielführend ist, solange die Luftfeuchtigkeit draußen geringer ist als in den Wohnräumen. Besonders im Winter ist dies oft der Fall. Eine Wetterstation, die die Luftverhältnisse im Außenbereich misst und mit denen im Innenraum vergleicht, kann hierbei hilfreich sein.
Die Königslösung: Mechanische Lüftung!
Im Neubau ist es schon fast ein Standard geworden, und auch bei der Sanierung von Altbauten sieht man sie immer öfter: Die kontrollierte Wohnraumlüftung, kurz KWL.
Ein zentrales Lüftungsgerät oder auch mehrere dezentrale Ventilatoren sorgen dafür, dass der benötigte Luftaustausch dauerhaft gewährleistet ist, und durch die integrierte Wärmerückgewinnung sogar mit nur minimalem Wärmeverlust.
Ja, ein solches System ist aufwendig zu planen, kostet ein bisschen Geld und wird sich wirtschaftlich gesehen wohl nie amortisieren. Aber:
- Die Installation einer Lüftungsanlage trägt maßgeblich zum Erhalt der Gebäudesubstanz bei, indem es feuchte und verbrauchte Luft völlig automatisch nach draußen abführt.
- Die Fenster können geschlossen bleiben.
- Die Lüftungsanlage sorgt kontinuierlich für ein behagliches Wohnklima (in meinen Augen das wichtigste Argument!).
- Nicht zuletzt stellt eine Lüftungsanlage auch eine Wertsteigerung des Hauses dar.
Da das Thema „Lüftungsanlage“ noch wesentlich mehr Aspekte als die hier genannten besitzt, werde ich hierzu in nächster Zeit einen eigenen Artikel veröffentlichen.
Schlusswort
Wie ihr seht, ist das richtige Lüften eigentlich gar nicht so schwer, oder? Wenn man sich an ein paar grundsätzliche Dinge hält, sorgt man schnell und einfach für einen guten Wohnkomfort und ein gesundes Raumklima.
Hattet ihr bereits Erfahrungen mit schlechter Luft oder gar Schimmelbildung im Haus? Erzählt mir gerne mal per Nachricht oder in den Kommentaren, was bei euch das Problem war und wie ihr es gelöst habt!
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